a data drain visualized as a data train

Vom Brain Drain zum Data Drain: Ein Paradigmenwechsel

Maximilian Schneider

Das Zeitalter der künstlichen Intelligenz hat sich längst aus den Startlöchern erhoben. Für technologie-affine Einzelpersonen gleicht es einem Renaissance-Moment, für traditionelle Unternehmen womöglich einem Weckruf. Die große Frage ist nicht mehr, wie man an KI herantritt, sondern wie man sie effektiv nutzt, ohne dabei ins Straucheln zu geraten.

Brain Drain beschreibt den Abwanderungstrend hochqualifizierter Fachkräfte. Als Data Drain definieren wir den raschen Verlust wertvollen Wissens und Daten über nationale Grenzen hinweg.

Dass die künstliche Intelligenz (KI) in die Ära der Mainstream-Technologie eingetreten ist, lässt sich nicht bestreiten. Ein einfacher Klick auf die Webseite von OpenAI, und schon entstehen Texte, die einer KI entstammen. Für jene, die über das nötige Fachwissen verfügen, das sogenannte Prompting beherrschen, erzeugt die KI gar Inhalte, für die kein menschliches Zutun erforderlich ist. Andere hingegen stehen vor einem Konglomerat aus Halbwahrheiten und passiv formulierten, ineinander verstrickten Sätzen.

Dieser allgegenwärtige Zugriff auf KI-Technologie birgt allerdings eine problematische Wendung. Unternehmensprozesse, die sich nicht in demselben rasanten Tempo an diese technologische Durchdringung anpassen konnten, büßten an Relevanz ein. Mitarbeiter in Unternehmen wurden mit einer Flutwelle der Automatisierung konfrontiert. Dabei sind viele Unternehmensprozesse, insbesondere seit dem Launch von ChatGPT im November 2022, in ihrer herkömmlichen Struktur verharrt und wurden von dieser KI-Welle übersehen. Giganten wie Microsoft, Salesforce und Adobe sind indes nicht untätig und justieren ihre Strategien.

Doch Deutschland steht vor einer besorgniserregenden Entwicklung: Der Verlust von Wissen. In der Vergangenheit gab es zahlreiche Diskussionen darüber, wie Deutschland ein ansprechendes Umfeld für hochqualifizierte Fachkräfte schaffen kann. Doch über die physische Präsenz dieser Experten hinaus, drängt sich eine weitere Frage auf: Kann Wissen lediglich durch den physischen Abzug dieser Experten verloren gehen? Unserer Auffassung nach nicht. Denn KI-Tools, die durch Interaktion lernen, schaffen einen „Data Train“, der Know-how, Fachkompetenz und Betriebsgeheimnisse nahezu kostenfrei über Landesgrenzen hinweg transferiert. Dieser Wissenstransfer, der einst Stunden per Flugzeug benötigte, vollzieht sich heute binnen Bruchteilen von Sekunden durch Unterseekabel.

Was bedeutet die Dominanz solcher KI Tools für Ihre Belegschaft? Mitarbeiter mit keinen bis geringen KI Kenntnissen stehen vor einer wachsenden Wissenslücke, unvorbereitet und unter Leistungsdruck. Wissende Kolleginnen und Kollegen werden effizienter und die Zyklen der Kommunikation nehmen zu und setzen Geringwissende unter Druck. Potentiell kann diese Stresssituation zu erhöhter Fluktuation in Ihrem Unternehmen führen führen und eine Kluft zwischen den Generationen entstehen lassen. Es ist daher unabdingbar, Unternehmensprozesse zu überdenken, die Rolle der Mitarbeiter neu zu gestalten und durch gezielte Schulungen sicherzustellen, dass keine Daten aus Ihrem Unternehmen abfließen. Früher wurden von der IT problematische Internetseiten im Firmennetz vollständig blockiert. Dieses Vorgehen ist jedoch spätestens im Home-Office, in dem Mitarbeiter auch über das private W-Lan Zugang zu solchen Seiten erhalten können, wenig erfolgsträchtig. Die Aufzeigen von alternativer sicherer Lösung und die Sensibilisierung bei der Verwendung von Software spielen eine wichtige Rolle.

Für Unternehmer des KI-Zeitalters sind innovative Herangehensweisen, agile Arbeitsmethoden und fortlaufende Weiterbildungen unerlässlich. Und der öffentliche Sektor? Dieser muss sich darauf vorbereiten, Unternehmen im Umgang mit KI zu beraten, Fördermaßnahmen zu erarbeiten und gesetzliche Rahmenbedingungen anzupassen.

Kann finanzielles Engagement diesen Datenabfluss stoppen? Gewiss, doch Deutschland wird tief in die Staatskasse greifen müssen. Mehrere Initiativen arbeiten bereits intensiv daran, die KI in Deutschland und Europa zu stärken. Ihre Bemühungen sind lobenswert und unverzichtbar für die digitale Zukunft Europas.

Nichtsdestoweniger, und das sollte in aller Deutlichkeit betont werden, bleibt die Fähigkeit, eigene KI-Modelle von Grund auf zu trainieren, ein Metier für Spezialisten. Die Komplexität und Vielfalt der Algorithmen, Datenstrukturen und Trainingsverfahren erfordert nicht nur ein tiefgehendes Verständnis der Materie, sondern auch eine gehörige Portion Erfahrung und Praxis. Für jene, die diese Expertise besitzen, eröffnet sich jedoch ein Füllhorn an Möglichkeiten. Die Anpassung und Personalisierung von KI-Systemen an spezifische Unternehmensbedürfnisse oder innovative Forschungsfelder ermöglicht einen Wettbewerbsvorteil und die Erschließung neuer Geschäftsfelder. Wo Mainstream-Anwendungen ihre Grenzen finden, können individuell trainierte KI-Modelle maßgeschneiderte Lösungen bieten und so eine zukunftsorientierte und nachhaltige Digitalstrategie maßgeblich unterstützen.

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